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Die lautten comapgney BERLIN mit Corinna Harfouch und Dorothee Mields

von | Okt 14, 2021

Phaetons Vermächtnis: Feuer!

Die Anmaßung alles beherrschen zu können

Ovids (43 v. Chr. – 17 n. Chr.) berühmte Erzählungen von Dädalus und Ikarus, von Orpheus, Europa, Narziss oder Phaeton gehören seit Jahrhunderten zum europäischen Kulturgut. Denn Ovids »unbescheidene Konzeption einer Zeiten überspannenden Darstellung von der Erschaffung der Welt bis in die eigene Gegenwart«* beeindrucken und berühren zutiefst, damals wie heute. So auch Hermann Heiser, der Ende 2019 eine vollständig neue Prosa-Gesamtübertragung der »Metamorphosen« (Verwandlungssagen) bei Königshausen & Neumann vorlegte. Mit seiner flüssigen, zeitgemäßen Erzählsprache inspirierte er in einer der schwersten, von Chaos geprägten Corona-Phasen Wolfgang Katschner. Denn der Sturz des Phaethon ist eine Erzählung in der es um die Hybris des Menschen geht – Selbstüberschätzung, Hochmut, Frevel. Aus einem Gefühl der Ohnmacht und der Erkenntnis, in Phaeton die perfekte Umschreibung eines brandaktuellen, universalen Lebensgefühls bekommen zu haben, reifte die Idee für:

»Il Pianto della Madonna«

Kurz erklärt. Es geht es um die Erschaffung der Welt, um Götter und Menschen. Eine allein erziehende Mutter und ihren ungestümen Sohn. Ovids Phaeton. Nach langer Schmach wird er endlich seinen göttlichen Vater, den Sonnengott Sol kennenlernen und seinen Spöttern Io und Jupiter beweisen, dass er ihnen ebenbürtig ist:

»Licht du, der du für jeden Menschen auf der ganzen Welt unterschiedslos leuchtest, Vater: Gib mir einen Beweis, damit man mir glaubt, dass ich dein Sohn bin! Und nimm alle Zweifel und Ungewissheit von mir!«

Innehalten.

Sol gewährt seinem Sohn Phaeton einen Wunsch. Phaeton ergreift den Sonnenwagen des Vaters…

Eine Katastrophe unerhörten, globalen Ausmaßes bahnt sich an. Niemand kann sie verhindern. Weder der sich schuldig fühlende, über lange Jahre abwesende Vater. Noch die bitteren Tränen der ihn über alles liebenden, aber überforderten Mutter. Nicht die auf das äußerte angespannte Zuhörerschaft im Konzertsaal.

Wolfgang Katschner und seine Profis der Alten Musik-Szene – die lautten compagney BERLIN – garantieren eine transparente wie spannungsgeladene Aufführung vom allerhöchsten Aufstieg und tiefsten Fall Phaetons; mit Musik und Texten zum Nachdenken und Mitfühlen,  zum Innehalten und Besinnen in unserer daueraufgeregten Zeit.

In scheinbaren Kontrast – schwere Texte, durch die die Intensität und Leichtigkeit der wunderbaren Schauspielerin Corinna Harfouch interpretiert – und Monteverdis betörende Madrigale, gesungen von der Sopranistin Dorothee Mields (beide vielfach preisgekrönt). Eigenschaften, die uns die Wucht der Erkenntnis zum aktuellen Bezug von Ovids Geschichte um Phaeton aushalten lässt …

 

 

Vokal- und Instrumentalmusik von Claudio Monteverdi (1567-1643), Giulio Caccini (1551- 1618) und Biagio Marini (1594-1663)
Rezitationen aus Ovids „Metamorphosen“ (Übersetzung von Hermann Heiser)

 

* Mit freundlicher Genehmigung des Verlags Königshausen & Neumann, Würzburg. Ovid: Metamorphosen. In Prosa übertragen und mit einem Glossar versehen von Hermann Heiser (2019). ISBN: 978-3-8260-6793-8

 

Besetzung:

Corinna Harfouch – Lesung
Dorothee Mields / Pia Davila – Sopran

lautten compagney BERLIN
(Violine, Blockflöte, Viola, Violone, Violoncello, 2 Lauten, Percussion, Cembalo/Orgel)

Idee und musikalische Leitung – Wolfgang Katschner

Spieldauer vor Publikum: ca. 90 Minuten

 

Kostprobe aus dem Theater Delphi in Berlin:

 

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